Unsere Lebenserwartung heute ist höher als die der vorherigen Generationen. Damit einher geht auch eine Verlängerung der arbeitsfreien Zeit.
Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab (Beweglichkeit, Hören, Sehen), ebenfalls die Geschwindigkeit in der Informationsverarbeitung (mehreres gleichzeitig und schnell tun). Die sog. kristallinen Funktionen, die abhängig sind von Schulbildung (Kulturtechniken) altern nicht, wenn man in Übung bleibt. Manchmal wächst jedoch die Sensibilität, Stimmung und Gefühlslagen der Mitmenschen wahrzunehmen.
Innerhalb der Paarbeziehung verlangt das Älterwerden nach mehr Rücksichtnahme und Geduld durch die oben beschriebenen Veränderungen. Die Veränderung des Körpers wird oft als besonders belastend erlebt, zumal Männer und Frauen sehr beeinflusst sind von den gesellschaftlich vermittelten Schönheitsidealen und dem „Jugendlichkeitswahn“. Der Körper wird negativ besetzt und die Menschen schämen sich für den körperlichen Alterungsprozess. Die oft als narzisstische Kränkung empfundene Veränderung kann sich in Neid- und Konkurrenzgefühlen und/oder in aggressiven Impulsen äußern.
Sexuelle Bedürfnisse bestehen in der Regel weiter, vor allem der Wunsch nach zärtlichem Körperkontakt hält unvermindert an. Die Erregungs- und Orgasmusfähigkeit bleibt in der Regel ebenfalls erhalten, doch verändern sich die Reaktionsmuster. Sie Sexualität älterer Menschen verlangt mehr Geduld und Einfühlung. Die Sexualität behält aber ihre Bedeutung für die Regulierung des Selbstwertgefühls, für die Vermittlung von Geborgenheit, vor Nähe und Bindung.
Das Aussteigen aus dem Berufsleben ist ein großer Einschnitt im Leben eines Menschen, und es ist darum sinnvoll, sich darauf vorzubereiten. Diese Situation verlangt eine Neubestimmung der eigenen Interessen und Bedürfnisse und auch die Entwicklung neuer sinnstiftender Inhalte. Das Ausscheiden aus dem Beruf kann positiv besetzt und gewünscht sein, andererseits kann es eine weitere Kränkung bedeuten. Hilfreich ist zu versuchen, die eigenen Erfahrungen und Kenntnisse sinnvoll einzubringen, z. B. durch ehrenamtliche Tätigkeiten. Man kann versuchen, „alte“ Wünsche zu realisieren (z. B. das Spielen eines Instruments erlernen) oder neue Interessen und Fähigkeiten entwickeln.
Die Dimension der Zeit wird im Alter meist anders akzentuiert als in vorherigen Lebensphasen. Es geht um stärkeres Bewusstwerden der eigenen Endlichkeit, das natürlich nicht mit positiven Gefühlen verbunden ist. Die zunehmend stärkeren Verluste im Freundes- und Bekanntenkreis werden als belastend erlebt.
Altern kann aber nicht nur unter dem negativen Aspekt von Verlust und Abbau gesehen werden. Altern und alt sein sind nicht in jedem Fall gleichbedeutend mit dem körperlichen und geistigen Abbau oder mit psychosozialem Rückzug, und auch die persönliche Entwicklung endet nicht automatisch im höheren Lebensalter. Die Entwicklungspsychologen Faltermaier sehen positiv bei alternden Menschen insbesondere Erweiterungen im Verhaltensrepertoire, die Ausweitung und Vertiefung von Erlebnismöglichkeiten, die Zunahme von Interessen, das Ausprobieren neuer Aktivitäten und eine abwechslungsreichere Lebensführung sowie die Ausweitung von Kontakten zu Mitmenschen.
Die zunehmende Lebenserwartung von Männern und Frauen trägt dazu bei, dass vor allem Paare stärker damit konfrontiert sind, wie sie miteinander leben möchten. Es lohnt sich, an der Verbesserung der Beziehung zu „arbeiten“.
Was könnte ältere Menschen dazu bringen, sich für eine Paarberatung zu entscheiden?
– Die unbefriedigende Situation in der partnerschaftlichen Sexualität ist ein sehr wichtiger Grund, sich für eine Paarberatung zu entscheiden.