Liebe macht stark, macht mutig, aber auch blind. Denn irgendwann trifft die Traumwelt auf die Realität. Der Traumpartner entpuppt sich allmählich als ganz normaler Mensch mit Ecken und Kanten.
Der Traummann geht z. B. immer häufiger mit Freunden raus, liebt anscheinend nur noch Fußball und bringt keine Blumen mehr mit nach Hause.
Die Traumfrau verhält sich unselbständig, will umsorgt werden und trifft immer weniger eigene Entscheidungen. Das Ergebnis: Es kommt zu Konflikten in der Beziehung.
Viele Menschen glauben, dass sich Zärtlichkeit, Sexualität , Vertrauen, Verlässlichkeit, Verständnis usw. ganz von selbst ergeben, wenn zwei sich lieben. Wenn ein Paar dann feststellt, dass die Partnerschaft nicht das reine Glück ist, findet es häufig keinen konstruktiven Weg, mit den auftretenden Schwierigkeiten umzugehen. Obwohl sich beide lieben, kann es leicht zu gegenseitigen Vorwürfen kommen. Manche klagen sich auch selbst an oder halten sich vielleicht sogar für beziehungsunfähig.
Die tiefliegenden Ursachen sind oftmals prägende negative Erfahrungen aus der Kindheit, oder/und alte, nicht aufgearbeitete Kränkungen und Verletzungen. In der Beziehung werden in konflikthaften Situationen diese alten Erfahrungen „angetriggert“ d. h., die alten Gefühle von Wut, Trauer, Ohnmacht usw. werden wieder spürbar und verstärken so die Emotionen im diesem aktuellen Konflikt.
Weitere Ursachen sind häufig unrealistische Vorstellungen über Liebe und die damit verbundenen hohen Erwartungen. Auch können die anfänglich geliebten Eigenschaften des Partners/der Partnerin ihre Kehrseite zeigen. So wird z. B. der lebenslustige Mann zum „Frauenaufreißer“, die sensible Frau zur „Meckerziege“.
Das Fehlen klärender Gespräche vergiftete stattdessen die Atmosphäre durch gegenseitige Anschuldigungen und Vorwürfe. „Du bist kaum noch zu Hause!“ „Du kritisierst immer an mir herum“. Diese berühmten Du-Botschaften führen nicht zu einer Klärung, sondern zu Verletzungen und dem Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. Dazu tragen häufig auch noch Verallgemeinerungen bei, die viel Wut erzeugen: „Du machst immer…!“ „Du machst nie..!“ „Dauernd machst du…!“ Eine Paarberatung ermöglicht ein konstruktives, klärendes Gespräch
Wir alle haben kaum gelernt, klar und deutlich über unsere Gefühle zu reden, statt Vorwürfe zu erheben sollte wir Wünsche äußern – die VW-Regel. Hilfreich sind sog. Ich-Botschaften wie z. B.: „Wenn du so viel am Schreibtisch sitzt (konkrete Beschreibung), habe ich das Gefühl, für dich nicht mehr wichtig zu sein.“ In dieser Formulierung wird ausschließlich über die eigenen Gefühle geredet. Anschließend kann man noch einen Wunsch äußern, wenn es dafür eine Idee gibt. Diese Ich-Botschaften enthalten keine Verletzungen oder Beleidigungen. Das Gegenüber fühlt sich nicht angegriffen und nicht kritisiert. Damit ist die Chance, gehört und ernst genommen zu werden, wesentlich größer, und es kann gemeinsam nach Lösungswegen geschaut werden.